Zwar gibt es eine starke gesellschaftliche Übereinkunft darüber, dass Augenkontakt in Gesprächen ein Zeichen von Höflichkeit ist, unser Gehirn ist damit aber manchmal überfordert, das hat ein Forschungsteam der Universität Kyoto herausgefunden. Im Zuge eines Experiments mussten 26 Testpersonen ein Gesicht auf einem Bildschirm ansehen und gleichzeitig passende Verben zu verschiedenen Nomen bilden. Neben relativ simplen Begriffen wie „Schere” oder „Ball”, wurden auch Wörter wie „Himmel” vorgegeben. So konnte man Schere beispielsweise mit dem Verb schneiden und Ball mit werfen assoziieren. Wenig verwunderlich war, dass die Probanden bei abstrakteren Begrifflichkeiten länger brauchten, um ein adäquates Wort zu bilden. Neben der Zeitmessung wurde auch der Blickkontakt zum Gesicht auf dem Bildschirm beobachtet. Es zeigte sich: Bei schwierigen Wörtern fiel den Teilnehmern schneller ein passendes Verb ein, wenn sie den Blick vom Bildschirm abwandten. Bei einfachen Wortpaaren konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Die Schlussfolgerung der Forscher: Das Gehirn ist mit der Doppelbelastung durch Wortbildung und Blickkontakt überfordert. Die kognitive Überlastung verleitet dazu wegzusehen – zugunsten einer besseren Konzentration.

Augenkontakt: Schwerstarbeit fürs Gehirn
Zuletzt aktualisiert am 26. Aug 2020
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